Die Genotypisierung der Thiopurinmethyltransferase (TPMT, OMIM 187680) vor Beginn einer Therapie mit Thiopurinen (Azathioprin oder 6-Mercaptopurin) kann eine potentiell lebensbedrohliche Toxizität der Therapie verhindern.
Das Enzym Thiopurin-S-Methyltransferase (TPMT) inaktiviert über Methylierung toxische Thiopurine. Zur Medikamentengruppe der 6-Thiopurin-Analoga zählen u.a. das Azathioprin, Mercaptopurin und Thioguanin.
Bei Patienten mit TPMT-Mangel ist die Wirkung dieser Immunsuppressiva bzw. Chemotherapeutika stark erhöht; die Gefahr von Nebenwirkungen bei Standarddosis – vor allem einer Myelosuppression – steigt.
Epidemiologie:
Etwa 10 Prozent der Menschen haben eine reduzierte TPMT-Aktivität und 0,3 Prozent haben keine nachweisbaren Spiegel von TPMT.
Etwa 24 niedrig-funktionelle genetische Varianten sind bislang identifiziert worden – die häufigsten (TPMT*2 und *3) machen etwa 95% der defektiven TPMT-Aktivität aus.
Indikation
Vor jeder Therapie mit Azathioprin oder 6-Mercaptopurin
insbesondere bei Afrikanern, die eine Tendenz zu niedrigeren Leukozytenkonzentrationen aufweisen
Die Allel-Varianten TPMT*2, *3A, *3B und *3C sind die häufigsten Ursachen einer genetisch bedingten TPMT-Defizienz.
Grenzen des Verfahrens
Der Test unterscheidet nicht zwischen dem TPMT*1/*3A Genotyp mit intermediärer TPMT-Aktivität und dem sehr seltenen TPMT*3B/*3C Genotyp (geschätzes Vorkommen: 1:120000) mit geringer TPMT-Aktivität. In diesem Fall wird eine Bestimmung der Enzymaktivität empfohlen.
MacDermott, 6-mercaptopurine (6-MP) metabolite monitoring and TPMT testing in patients with inflammatory bowel disease, uptodate, Zugriff am 23.01.2020
Tantisira, Overview of pharmacogenomics, uptodate, Zugriff am 23.01.2020