sFlt-1/PlGF-Quotient (Präeklampsie)

sFlt-1/PlGF-Quotient (Präeklampsie)

Themenübersicht

Allgemeines

Die Präeklampsie lässt sich weder klinisch noch mit dem aktuellen „Goldstandard“ bestehend aus Blutdruck- und Proteinurie-Bestimmung verlässlich diagnostizieren. Das verbesserte Verständnis der Pathogenese hat zu diagnostischen Fortschritten geführt: Die Kenntnis der Angiogenesemarker sFlt-1 und PlGF erlaubt verlässlich, Patientinnen mit (Prä-)Eklampsie oder HELLP-Syndrom zu identifizieren.

Die Präeklampsie gehört neben der Eklampsie, dem HELLP-Syndrom (hemolysis, elevated liver enzymes, low platelets) und dem Schwangerschaftshypertonus zum Spektrum der Schwangerschafts-assoziierten Bluthochdruckerkrankungen. Sie ist durch neu auftretende Proteinurie oder Hypertonie meist in der zweiten Schwangerschaftshälfte charakterisiert.
Betroffen sind zwischen 3 und 5 % aller Schwangerschaften. 80 Prozent aller Fälle entwickeln sich zum Geburtstermin, haben aber eine erhöhte maternale und fetale Mortalität und Morbidität. Die übrigen 20 Prozent an Fällen entwickeln sich vor dem Geburtstermin und haben ein hohes Risiko für Frühgeburt und Wachstumsretardierung.

Pathogenese der Präeklampsie

Präeklampsie kann durch das Ungleichgewicht angiogener Faktoren hervorgerufen werden: Es wurde gezeigt, dass hohe Serumspiegel von sFlt-1 (soluble Fms-like Tyrosinkinase-1, einem anti-angiogenen Protein) und niedrige Spiegel von PlGF (Placental Growth Factor, einem pro-angiogenen Protein) eine spätere Entwicklung von Präeklampsie vorhersagen können.

Die hypoxische Plazenta produziert sFlt-1.

Diese pathologischen Veränderungen führen zu einem Vasospasmus der Spiralarterien, einem verringerten Blutfluss und reduzierter Perfusion der Plazenta.

Indikation

Risikofaktoren:

  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Erste Schwangerschaft = 10 Jahre seit letzter Entbindung
  • Alter über 40
  • Body-Mass-Index ab 35
  • Patientin hatte früher schon Präeklampsie
  • Familienanamnese mit Präeklampsie (Mutter od. Schwester)
  • Chronische Erkrankung:
    • Hypertonie
    • Nierenerkrankung
    • Diabetes mellitus
    • Anti-Phospholipid-Antikörper-Syndrom

klinische Zeichen einer Präeklampsie:

  • Neu auftretender Hypertonus
  • Präeklampsie-assoziierter organischer oder labordiagnostischer Untersuchungsbefund, welcher keiner anderen Ursache zugeordnet werden kann:
    • epigastrische Schmerzen oder Schmerzen im rechten Oberbauch
    • Sehstörungen
    • Lungenödem
    • Zyanose
    • Proteinurie = 5 g Protein im Sammelurin oder darüber im 24 Stunden Sammelurin oder + 3 (oder mehr) beim Urinstreifentest von zwei willkürlich gewählten
    • Urinproben, die mindestens 4 Stunden auseinander liegen.
    • Oligurie (weniger als 500 ml Urin in 24 Stunden)
    • eingeschränkte Leberfunktion
    • Thrombozytopenie
  • Fetale Wachstumsstörung (syn. intrauterine Wachstumsrestriktion)
  • auffälliger dopplersonographischer Befund der Aa. uterinae

Material

Kein Primär-Material hinterlegt: Bitte rufen Sie uns an!
  • Die Proben sollten als Eilprobe (CITO) gekennzeichnet sein und verschickt werden.
Stabilität
2‑8 °C
48 Stunden
‑20 °C
6 Monate

Durchführung

Durchführungsort/-orte:

MZLA - Standort Altenburg
Durchführungsfrequenz
werktags
jederzeit
an anderen Tagen
jederzeit

Referenzbereich

≤ 38 (Der Quotient ist dimensionslos)

Grenzen des Verfahrens

  • Bei Nichtvorliegen einer glomerulären Erkrankung, die eine Proteinurie auslöst, ist sFlt-1 ein zu großes Protein, um in den Urin sezerniert zu werden, während PlGF abgefiltert wird: Bei schwerer Proteinurie kann es zu einer Erniedrigung des Serum sFlt-1 kommen.

Literatur

  • KBV: sFlt-1/PIGF-Quotienten, Stand 2020/1
  • Verlohren S, Herraiz I, Lapaire O, et al. The sFlt-1/PlGF ratio in different types of hypertensive pregnancy disorders and its prognostic potential in preeclamptic patients. Am J Obstet Gynecol 2012;206:58.e1-8.
  • Zeisler H, Llurba E, Chantraine F, et al. Predictive Value of the sFlt-1: PlGF Ratio in Women with Suspected Preeclampsia. N Engl J Med 2016;374:13-22.
  • Zeisler H, et. al. (2018) Ultrasound in Obstetrics.
  • Verlohren S, et. al. New Gestational Phase–Specific Cutoff Values for the Use of the Soluble fms-Like Tyrosine Kinase-1/Placental Growth Factor Ratio as a Diagnostic Test for Preeclampsia. Hypertension 2014
  • D. Schlembach et. al. (2015), Frauenarzt, „Der sFlt-1/PlGF-Quotient in Prädiktion und Diagnostik der Präeklampsie“