Retikulozyten-Hämoglobin

Allgemeines

  • Im Retikulozytenkanal kann der Blutbildautomat den Hämoglobingehalt des individuellen Retikulozyten (Ret-He) berechnen.
  • Da die Lebenszeit der Retikulozyten 4 Tage beträgt, kann die Bestimmung des Ret-He direkt die funktionelle Verfügbarkeit von Eisen während dieses Zeitraums widerspiegeln.
  • Die Bestimmung des Retikulozyten-Hämoglobins erfolgt im Rahmen der Anforderung der Retikulozyten.

Indikation

  • Differenzialdiagnostik der Anämie
    • der Eisenmangelanämie

Material

Sarstedt EDTA-Monovette 2,7 ml
BD EDTA-Vacutainer 3,0 ml
  • 1 ml EDTA-Blut
Stabilität
Raumtemperatur
4 Stunden
2 – 8°C
2 Tage

Ansatz- / Messzeiten

stündlich

Referenzbereich

Pekelharing, J. M., et al. „Haematology reference intervals for established and novel parameters in healthy adults.“ Sysmex Journal International 20.1 (2010): 1-9.
Männer
1,996 – 2,407 fmol
32,1 – 38,8 pg
Frauen
1,996 – 2,407 fmol
32,1 – 38,8 pg

Beurteilung der Ergebnisse

Verringerung:

  • Eisenmangel:
    • Ein Ret-He-Wert von unter 1,9 fmol spiegelt die aktuell verminderte Verfügbarkeit von Eisen für die Erythropoese wider.
    • Anhand eines ausbleibenden Anstiegs des Ret-He nach 2 bis 4 Wochen kann man Patienten identifizieren, die nicht auf eine orale Eisensubstitution ansprechen.
    • Unter i.v.-Substitution sollte das Ret-He nach 2-4 Tagen ansteigen
    • Ein Ret-He von unter 1,7 fmol an Tag 3 nach Beginn einer Vitamin B12-Substitution weist auf einen gleichzeitig vorliegenden Eisenmangel hin.
    • Unter Erythropoietintherapie ist das Ret-He ein Frühindikator eines Eisenmangels.
    • Die klinische Bedeutung des Ret-He als zuverlässiger Marker eines funktionellen Eisenmangels unter Hämodialysepatienten ist gut etabliert.
    • Ein Ret-He von unter 1,9 fmol und mehr als 2,7% hypochrome Erythrozyten sollen Profiteure einer i.v. Eisensubstitution angeblich besser identifizieren als die Kombination aus einer Transferrin-Sättigung von weniger als 20% und einem Ferritin von weniger als 100 ng/ml.
  • Thalassämie und andere Hämoglobinopathien (selten)

Erhöhung:

  • Reifungsstörungen der Erythropoese:
    • Folsäure-Mangel
    • Vitamin B12-Mangel,
    • Myelodysplastisches Syndrom
    • Alkohol-Abusus

Grenzen des Verfahrens

Mögliche Interferenzen bei:

  • Membrandefekten der Erythrozyten
    • Sphärozytose
    • Eliptozytose
  • Hämoglobinopathien
  • Erythrozyten-Einschlusskörperchen
    • Basophile Tüpfelung
    • Siderozyten – Pappenheimer-Körperchen
    • Heinz-Körperchen
    • Howell-Jolly-Körperchen
  • Kapilläre Blutentnahme

Weiterführende Untersuchungen

Methode

Fluoreszenz-Durchflusszytometrie

Methodenbeschreibung

Eine ausführliche Beschreibung der Messmethode finden sie hier

Abrechnung

EBM / GOÄ:
– / –

Literatur

  • Pekelharing, J. M., et al. „Haematology reference intervals for established and novel parameters in healthy adults.“ Sysmex Journal International 20.1 (2010): 1-9.
  • XN-Serie Flagging-Guide 02/2019
  • Buttarello 2010 Am J Clin Pathol
  • Mast 2007 Am J Hematol
  • Buttarello 2008 Am J Clin Pathol
  • KDOQI 2012 Kidney Int Suppl
  • Tessitore 2001 Nephrol Dial Transplant
  • Buttarello 2016 Clin Chem Lab Med
Stand: 01.11.2019
Übersicht
Allgemeines
Beurteilung
Methode
Literatur