Inhibin B

Allgemeines

  • Inhibin B wird in den Sertolizellen, die eng mit den Keimzellen interagieren, gebildet. Es ist maßgeb­lich an der Steuerung der Spermatogenese beteiligt, indem es durch negative Rückkopp­lung die hypophysäre FSH-Sekretion supprimiert. Entsprechend korreliert es signifikant negativ mit der Serumkonzentration von FSH.
  • Inhibin B ist offensichtlich auch ein Marker der exokrinen Tes­tesfunktion. Es korreliert positiv mit der Spermiendichte, dem Johnsen Score, einem Indikator der Hodenbiopsie, und dem Hodenvolumen. Inhibin B gilt somit als humoraler Marker der Spermatoge­nese. Dies eröffnet Perspektiven für die Diagnostik von Fertilitätsstörungen und auch für die Beur­teilung neuer Therapieverfahren der Infertilität.
  • Bei der Frau wird Inhibin B in den Ovarien gebildet, während der Schwangerschaft wird dies hauptsächlich von der Plazenta übernommen. Inhibin B erreicht sein Maximum in der Mitt-Follikelphase (ebenfalls mit Maximum zum Ovulationszeitpunkt) und fällt dann wieder in der Lutealphase zu seinem Grundwert ab.
  • Inhibin B gilt als Marker der ovariellen Aktivität und hat somit Aussagekraft über den Erfolg der Gewinnung reifer Eizellen und das Gelingen einer IVF während einer Stimulation

Indikation

  • Männliche Infertilität, z. B. nicht-obstruktive Azoospermie (testikuläre Insuffizienz)
  • Prüfung für ein Ansprechen einer IVF
  • Abklärung der ovariellen Reserve
  • Bestätigung für den perimenopausalen Übergang und für eine vorzeitige ovarielle Insuffizienz
  • Verdacht auf ovarielle Granulosazelltumore
  • Untersuchung der Gonadenfunktion bei präpubertären Kindern

Material

Sarstedt Serum-Gel-Monovette 7,5 ml
BD Serum-Gel-Vacutainer 8,5 ml
  • 2 ml Serum
  • Bei Frauen sollte die Bestimmung am 3. – 5. Zyklustag erfolgen

Das Material sollte innerhalb von 8 Stunden nach Entnahme im Labor eintreffen!

Stabilität
-20°C
14 Tage

Referenzbereich

Mann:

Serum:
Inhibin B [pg/ml]
bis 17 Jahre
74.0 – 470
bis 50 Jahre
60.0 – 325
> 50 Jahre
60.0 – 260

Frau

Zykluszeitpunkt
Inhibin B [pg/ml]
bis 18 Jahre
14.0 – 362
Follikelphase
< 286
3. Zyklustag
< 273
Ovulationsphase
< 189
Lutealphase
< 164
Postmenopause, unbehandelt
< 7

Beurteilung der Ergebnisse

  • Inhibin B unterliegt einer ausgeprägten Tagesrhythmik mit einem Maximum in den frühen Morgenstunden und einem Minimum am Nachmittag. Die gemeinsame Bestimmung mit FSH ist empfohlen.
  • In einer Untersuchung von Hipler UC et al. (Akt Dermatol 2001; 27:273-278) lagen die Inhibin B-Spiegel von Patienten mit niedriger Spermienkonzentration (Median 6,8 Mill. Spermien/µl) und Subfertilität im Bereich von 100 – 130 pg/ml.
  • Werte < 60 pg/ml sprechen beim Mann für das Vorliegen einer schweren Hodenfunktionsstörung mit starker Beeinträchtigung der Spermatogenese (Kallmann-Syndrom, Klinefelter-Syndrom). Die ergänzende Durchführung einer Chromosomenanalyse und die molekulargenetische Bestimmung der Azoospermiefaktoren ist dann erforderlich.
  • Die Messung von basalem Inhibin B am Tag 3 – 6 des Menstruationszyklus ist ein guter prognostischer Indikator für die ovarielle Reserve vor einer IVF-Behandlung und für die Anzahl der Oozyten, die im Verlauf der IVF entnommen werden können.
  • Im perimenopausalen Übergang fallen die während der Follikelphase zirkulierenden Inhibin B-Spiegel erheblich ab – ohne signifikante Änderungen beim Estradiol.
  • Inhibin B ist bei Frauen mit Granulosazelltumoren signifikant erhöht. Inhibin B und CA 125 können in Kombination einen größeren Prozentsatz von Ovarialkarzinomen detektieren.
  • Die Messung von Inhibin B im Serum ist ein zuverlässigerer Marker für eine bevorstehende pubertäre Entwicklung als die stärker schwankenden Marker Testosteron, LH und Estradiol.

Methode

EIA *)

*) = Fremdversand; ° = nicht akkreditiert

Literatur

  • Thomas, Labor und Diagnose, 8. Auflage
  • Endokrinologicum, inhibin b, Zugriff am 13.02.2020
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Literatur