Hanta-Viren Antikörpernachweis

Allgemeines

  • Hantaviren werden von kleinen Säugetieren beherbergt. Bei Übertragung auf den Menschen können sie in Abhängigkeit von der Virusspezies verschiedenartige Krankheitsbilder mit unterschiedlich schwerem Verlauf verursachen. Hantavirus-Erkrankungen sind also Zoonosen
  • Geschichtliches:
    • Der Name „Hantavirus“ leitet sich vom koreanischen Fluss Hantangang ab. Wäh­rend des Koreakrieges Anfang der 50er Jahre erkrankten mehr als 3.000 Soldaten an einem schwer verlaufenden hämorrhagischen Fieber. Das erste, 1977 isolierte Hantavirus, welches für die Erkrankungen verantwortlich war, erhielt später den Namen „Hantaan“ (das zusätzliche „a“ ist Folge einer falschen Transliteration).
  • Infektionsweg:
    • von infizierten Nagetieren über Speichel, Urin und Kot
    • darin können die Viren mehrere Tage, auch in getrocknetem Zustand, infektiös bleiben.
    • Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch die Inhalation virushaltiger Aerosole (z.B. aufgewirbelter Staub), durch den Kontakt der ver­letzten Haut mit kontaminierten Materialien (z.B. Staub, Böden) oder durch Bisse. Auch eine Übertragung durch Lebensmittel, die mit Ausscheidungen infizierter Nagetiere kontaminiert wurden, ist möglich.
  • Reservoir:
    • Das Auftreten von Hantaviren ist an die Verbreitungsgebiete der entsprechenden Wirtstiere gebunden.
  • Inkubationszeit:
    • 2 – 4 Wochen (5 – 60 Tage)
  • Vorkommen in Deutschland:
    • In Deutschland sind nach Untersuchungen des Konsiliarlaboratoriums für Hanta­viren und des RKI Infektionen mit dem Puumalavirus (vor allem im Süden und Westen des Landes) und einer Form des Dobrava-Belgrad-Virus (vor allem im Osten und Norden) vorherrschend.
    • Ein drittes in Deutschland vorkommendes Hantavirus – das Tulavirus – ist nach heutigem Kenntnisstand für den Menschen nur gering pathogen. Sero­epi­de­mio­lo­gische Studien beim Menschen konnten einzelne Tulavirus-reaktive Seren nach­weisen, bisher ist in Deutschland jedoch nur ein Erkrankungsfall im Zusammen­gang mit einer Tulavirus-Infektion bekannt. Die Feldmaus (Microtus arvalis) als Reservoir des Tulavirus ist in ganz Deutschland verbreitet.
  • Klinik:
    • Je nach verursachendem Virustyp können Hantaviren verschieden schwere Krankheitsbilder hervorrufen.
    • typischerweise abrupt einsetzendes Fieber, das über 3 – 4 Tage anhält.
    • Begleitend unspezifisch grippeähnliche Symptome
    • Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom:
      • bei Altwelt-Hantavirus-Infektionen
      • akuter Krankheitsbeginn mit Fieber > 38,5 °C Thrombozytopenie
      • Rücken- und/oder Kopf- und/oder Abdominalschmerz
      • Serumkreatinin-Erhöhung
      • Proteinurie und/oder Hämaturie
      • Oligurie bzw. nachfolgend Polyurie
    • Hantavirus-induziertes-(kardio-)pulmonales-Syndrom (HCP bzw. HCPS):
      • bei Neuwelt-Hantavirus-Infektionen
Karte: Inzidenz (Zahl gemeldeter Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) von Hantaviruserkrankungen beim Menschen in den Jahren 2001-2018 (Quelle: SurvStat@RKI 2.0: https://survstat.rki.de/ Datenstand: 22.05.2019) mit der bekannten Verbreitungsgrenze des Puumala-Orthohantavirus in der Rötelmaus. Landkreise mit hohen Inzidenzen stellen Gebiete mit einer höheren Gefährdung der Bevölkerung dar. Die erhöhten Inzidenzen in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs sind wahrscheinlich auf Infektionen mit dem Dobrava-Belgrad-Virus, einem weiteren Hantavirus, zurückzuführen, das von der Brandmaus übertragen wird.

Indikation

  • akuter Krankheitsbeginn mit Fieber > 38,5 °C
  • Rücken- und/oder Kopf- und/oder Abdominalschmerz
  • Proteinurie und/oder Hämaturie
  • Serumkreatinin-Erhöhung
  • Thrombozytopenie
  • Oligurie beziehungsweise nachfolgend Polyurie

Material

Sarstedt Serum-Gel-Monovette 7,5 ml
BD Serum-Gel-Vacutainer 8,5 ml
  • 1 ml Serum ≙ 2 ml Blut im Serum-Röhrchen

Referenzbereich

negativ

Rechner Hantavirose vs. Leptospirose

"MICE" Score zur Unterscheidung von Leptospirose und Hantavirus-Infektion

MICE-Score: Punkte

Interpretation des MICE-Scores

Punktezahl
Wahrscheinlichkeit für Erkrankung
0 – 2
a. e. Hantavirus-Infektion (NPV für Leptospirose: 91.5%)
3 – 10
a. e. Leptospirose (PPV: 94.5%)

Beurteilung der Ergebnisse

Hanta-Virus-IgG/-IgM-Antikörper
< 0.80
negativ
0.80- 1.10
grenzwertig
> 0.80
positiv
  • Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 IfSG der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an virusbedingtem hämorrhagischen Fieber sowie gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Hantaviren, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet.
  • Die Diagnose einer Hantavirus-Infektion wird in der Regel anhand des klinischen Bildes und der serologischen Untersuchungsergebnisse gestellt, die bereits einen Hinweis auf den Serotyp (Virusspezies) geben.
  • In der Regel weisen Patienten bei Beginn der klinischen Symptomatik IgM-Antikörper, IgA-Antikörper und meist auch bereits schon IgG-Antikörper auf.
  • Für eine sichere serologische Diagnose ist der Nachweis von IgM- und von IgG-Antikörpern oder der IgG-Titeranstieg in Serumpaaren notwendig
  • IgM-Antikörper können in der Regel bis etwa 1 – 3 Monate nach Krankheitsbeginn nachgewiesen werden, in Einzelfällen aber auch mehrere Jahre.
  • IgG-Antikörper persistieren wahrscheinlich lebenslang.

Weiterführende Untersuchungen

  • Bestätigungs durch Immunoblot
  • RNA-Nachweis im Blut oder Liquor mittels PCR: Aufgrund der kurzen virämischen Phase von nur wenigen Tagen ist der Ribonukleinsäure (RNA)-Nachweis im Blut mittels Poly­me­ra­se­ket­ten­reaktion (PCR) jedoch nur in der frühen Phase der Erkrankung Erfolg versprechend, bzw. ein isoliertes negatives PCR-Ergebnis schließt eine Hantavirus-Infektion nicht aus.
  • Großes Blutbild, hier typischerweise eine Thrombozytopenie
  • TSH, Thyreoglobulin, z. A. Begleitthyreoiditis
  • Troponin T, z. A. Myokarditis
  • Kreatinin, Schweregradeinteilung der Nierenbeteiligung
  • Urinuntersuchung:
    • Proteine im Urin
    • Urinsediment

Methode

EIA *)

*) = Fremdversand; ° = nicht akkreditiert

Literatur

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