Cystatin C

Cystatin C

Themenübersicht

Allgemeines

  • Cystatin C ist ein  Parameter zur Abschätzung der glomerulären Filtrationsrate (GFR)
  • Serumcreatinin ist der verbreitetste Marker zur Abschätzung der GFR. Jedoch hat sich gezeigt, dass die Creatininkonzentration kein idealer Marker ist, da sie durch andere Faktoren wie Muskelmasse, Ernährung, Geschlecht, Alter und tubuläre Sekretion wesentlich beeinflusst wird.
  • Cystatin C wird von allen kernhaltigen Zellen in einer konstanten Rate produziert. Diese Rate bleibt beim Menschen während des gesamten Lebens erstaunlich konstant. Die Eliminierung aus dem Kreislauf erfolgt fast ausschließlich über die glomeruläre Filtration. Aus diesem Grund ist die Serumkonzentration von Cystatin C von Muskelmasse und Geschlecht unabhängig.
  • Zwischen dem 1. und 50. Lebensjahr besteht eine geringe Abhängigkeit zwischen der Serumkonzentration von Cystatin C und dem Alter, bei gesunden Probanden nimmt die Konzentration von Cystatin C ab dem 50. Lebensjahr mit zunehmendem Alter zu. Deshalb wurde Cystatin C in Plasma und Serum als empfindlicherer Marker für die GFR bei Kindern und Erwachsenen vorgeschlagen.
  • Außerdem haben mehrere Studien sowie eine Metaanalyse ergeben, dass Cystatin C zur Abschätzung der GFR dem Serumcreatinin überlegen ist. Am meisten profitieren davon Patienten mit leichter bis moderater Nierenerkrankung sowie Patienten mit akutem Nierenversagen, bei denen toxische Medikamente, die über die glomeruläre Filtration ausgeschieden werden, verabreicht werden müssen, insbesondere ältere Personen (> 50 Jahre), Kinder, Schwangere mit Verdacht auf Präeklampsie, Diabetiker, Patienten mit Erkrankungen der Skelettmuskulatur und Nierentransplantatempfänger.
  • In neuesten Berichten wurde Cystatin C außerdem als prognostischer Marker für akutes Herzversagen diskutiert.
  • Ähnlich wie bei Creatinin wurden auch für Cystatin C mehrere Prognosegleichungen zur Berechnung der GFR bei Erwachsenen und Kindern veröffentlicht. Es ist zu beachten, dass diese Formeln mit verschiedenen Cystatin C Tests (partikelverstärkter nephelometrischer Immunoassay PENIA oder partikelverstärkter turbidimetrischer Immunoassay PETIA) evaluiert wurden und zu falschen GFR-Ergebnissen führen können, wenn die verwendete Prognosegleichung nicht zu dem Test passt.

Indikation

Die Kidney Disease Improving Global Outcomes (KDIGO) Leitlien von 2012 empfehlen die Bestimmung von Cystatin C bei Erwachsenen mit einer eGFR<sub>creat</sub> von 45–59 [ml × min–1 × (1,73 m2)–1], die keine Marker einer Nierenschädigung haben, wenn die Bestätigung einer chronischen Niereninsuffizienz (CKD) erforderlich ist

Weitere Indikationen sind:

  • Patienten mit vermuteter mäßiger Einschränkung der GFR, z.B. bei Hypertonie, Diabetes mellitus, metabolischen Syndrom, Hyperurikämie, kardiovaskulärer Erkrankung, Lebererkrankung, obstruktiver Uropathie.
  • Bei Kindern und alten Menschen (über 70 J.).
  • Bei Verdacht auf akute Niereninsuffizienz.
  • Zum Monitoring der Nierenfunktion in der Phase nach einer Transplantation.
  • Zur Kontrolle der Nierenfunktion unter Therapie mit Zytostatika, z. B mit Cisplatin, Carboplatin.

Material

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  • 1 ml Serum
  • alternativ können Lithium-Heparin- oder EDTA-Röhrchen verwendet werden
Stabilität
15-25 °C
7 Tage
2-8 °C
7 Tage
-20 °C
Serum: 24 Monate; Sekundär-Materialien: 6 Monate

Durchführung

Durchführungsort/-orte:

MZLA - Standort Altenburg
Durchführungsfrequenz
werktags
jederzeit
an anderen Tagen
jederzeit

Referenzbereich

0.47 – 1.09 mg/l

Beurteilung der Ergebnisse

  • Bei Patienten unter Corticosteroiden und mit Niereninsuffizienz kann die Serumkonzentration von Cystatin C erhöht sein.
  • Cystatin C ist ein besserer Marker der Nierenfunktion als das Serumcreatinin. Wichtige Gründe sind:
    • Die Cystatin C basierten Gleichungen zur Bestimmung der GFR benötigen nicht die Angabe von Rasse und Geschlecht.
    • Cystatin C basierte Gleichungen gibt es für Kinder und Erwachsene (inklusive der älteren Bevölkerung).
    • Cystatin C basierte Gleichungen sind besser als die Creatinin basierten Gleichungen zur Vorhersage des Endstadiums der chronischen Nierenerkrankung, von kardiovaskulären Erkrankungen, Hospitalisation und Mortalität.
    • Cystatin C ist erforderlich zur Diagnose des Shrunken pore syndroms. Dies geht mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einher, auch in Abwesenheit einer reduzierten GFR.

Erhöhungen:

  • Nierenfunktionsstörungen
  • BMI-Erhöhungen
  • Diabetes mellitus
  • Hyper- und Hypothyreoidismus

Grenzen des Verfahrens

  • Cystatin C-Konzentrationen reagieren empfindlich auf Veränderungen der Schilddrüsenfunktion. Deshalb sollte die Messung der Cystatin C-Werte nur bei Kenntnis des Schilddrüsenstatus des Patienten erfolgen.
  • In sehr seltenen Fällen wurden falsch erhöhte Cystatin C-Werte in Proben von Patienten gefunden, die mit Kaninchen-Antikörpern behandelt worden waren oder die Anti‑Kaninchen-Antikörper entwickelt haben.

Weiterführende Untersuchungen

Literatur

  • Herstellerangaben
  • Thomas, Labor & Diagnose 2020
  • Inker, uptodate, Assessment of kidney function, Zugriffam 19.10.2020