Cortisol in Serum/Plasma

Cortisol in Serum/Plasma

Themenübersicht

Allgemeines

  • Cortisol (Hydrocortison) ist quantitativ das größte Glukokortikoidprodukt der Nebennierenrinde.
  • Cortisol spielt bei der Regulation vieler essenzieller physiologischer Prozesse eine wichtige Rolle: beim Energistoffwechsel, bei der Aufrechterhaltung des Elektrolygleichgewichtes und des Blutdrucks, bei der Immunmodulation und bei Stressreaktionen, bei der Zellproliferation und bei kognitiven Funktionen.
  • Die größte Cortisolfraktion zirkuliert gebunden an Plasmaproteine als Corticosteroid-bindendes Globulin und Albumin. Die biologisch aktive freie Fraktion umfasst nur 2‑5 % der gesamten Hormonkonzentration.
  • Für diagnostische Zwecke werden die folgenden Tests durchgeführt: Gesamt- und freies Cortisol im Serum und Mitternachtsspeichel. Die Cortisol-Ausschüttung wird hauptsächlich von der Hypothalamus- Hypophyse-Nebennierenrinden (HHN)-Achse kontrolliert.
  • Bei niedrigen Cortisol-Spiegeln im Blut setzt eine Gruppe von Zellen im Hypothalamus Corticotropin Releasing Hormone (CRH) frei, wodurch die Hypophyse dazu angeregt wird adrenokortikotropes Hormon (ACTH) ins Blut auszuschütten.
  • Hohe ACTH-Spiegel werden in den Nebennieren nachgewiesen und stimulieren die Bildung und Ausschüttung von Cortisol, was zu einem Anstieg des Cortisol-Spiegels im Blut führt.
  • Sobald der Cortisol-Spiegel ansteigt, wird die Freisetzung von CRH durch den Hypothalamus und die Freisetzung von ACTH durch die Hypophyse blockiert.
  • Normalerweise findet die größte Cortisol-Ausschüttung in der zweiten Nachthälfte statt, wobei das meiste Cortisol am frühen Morgen produziert wird. Demzufolge geht der Cortisol-Spiegel während des Tages zurück und ist in der ersten Nachthälfte am niedrigsten.
  • Daher müssen die tageszeitlichen Schwankungen der Cortisol-Ausschüttung und der Einfluss von Stress bei den Bedingungen der Probenentnahme im Serum, Plasma und Speichel berücksichtigt werden.

Indikation

  • Alle Indikationen für Cortisol im Serum
    • Cushing (Hypercortisolismus): 2 x Mitternächtliches Cortisol
    • Addison (Hypocortisolismus): Morgendliches Cortisol
    • Therapiemonitoring (Substitution mit Cortisol)
    • Monitoring nach Hypophysen-OP
    • Krankheiten mit Störung im circadianen Rhythmus
    • (Burnout, psychatrische Erkrankungen)
    • Funktionstests (Dexamethason-Suppression, Synacthen-Stimulation, etc.)
  • Pädiatrie
  • Lifestyle
    • Stressmonitoring, Cortisol-Tagesprofil

Material

Kein Primär-Material hinterlegt: Bitte rufen Sie uns an!
  • 1 ml Serum
  • alternativ können Lithium-Heparin- oder EDTA-Röhrchen verwendet werden
  • Wegen der zirkadianen Schwankungen des Cortisol-Spiegels im Serum und Plasma sollte die Probenentnahmezeit vermerkt werden.
Stabilität
20-25 °C
24 Stunden
2-8 °C
4 Tage
-20 °C
12 Monate

Durchführung

Durchführungsort/-orte:

MZLA - Standort Altenburg
Durchführungsfrequenz
werktags
alle drei Tage
an anderen Tagen
nein

Referenzbereich

morgens: 62 – 194 ng/ml

abends:    23 – 119 ng/ml

Altersabhängige Cortisol-Referenzwerte (Blutentnahme um 08:00 Uhr):

Alter
Mädchen [ng/ml]
Jungen [ng/ml]
Neugeborene
bis 11 Tage
6 – 200
6 – 200
12 – 120 Tage
24 – 230
24 – 230
4 – 12 Monate
24 – 230
24 – 230
12 – 24 Monate
25 – 230
25 – 230
2 – 5 Jahre
25 – 230
25 – 230
5 – 8 Jahre
25 – 230
25 – 230
8 – 11 Jahre
25 – 230
25 – 230
11 – 13 Jahre
s. Tanner
s. Tanner
13 – 18 Jahre
s. Tanner
s. Tanner

Einteilung nach der physischen Entwicklung in der Pubertät (Blutentnahme um 08:00 Uhr):

Tanner Stadium
Mädchen [ng/ml]
Jungen [ng/ml]
I
37 – 212
53 – 202
II
57 – 254
49 – 231
III
57 – 254
49 – 231
IV
88 – 245
75 – 250
V
91 – 241
103 – 238

Grenzen des Verfahrens

  • Schwangerschaft, Kontrazeptiva und Östrogentherapie führen zu erhöhten Cortisol-Konzentrationen. In Proben von Patienten, die Prednisolon, 6‑α‑Methylprednisolon oder Prednison erhalten, können falsch erhöhte Cortisol-Konzentrationen gemessen werden.
  • 11‑Desoxycortisol ist während Metyrapon-Tests erhöht. Entsprechend der Kreuzreaktivität (siehe Abschnitt „Spezifität (analytisch)“) können die Cortisol-Werte falsch erhöht sein.
  • Bei Patienten mit 21‑Hydroxylase-Mangel ist 21‑Desoxycortisol erhöht; dies kann ebenfalls zu falsch erhöhten Cortisol-Ergebnissen führen.
  • Aufgrund des zirkadianen Rhythmus der Cortisol-Ausschüttung muss bei der Interpretation der Ergebnisse die Tageszeit der Probenentnahme berücksichtigt werden.
  • Weiterhin kann sich der Cortisol-Spiegel durch starken Stress erhöhen.

Weiterführende Untersuchungen

Literatur

  • Herstellerangaben