Barbiturate-Screening im Urin
Barbiturate-Screening im Urin
Themenübersicht
Allgemeines
- Dieses Screening dient dem semiquantitativen Nachweis von Barbituraten in Urin.
- Die Analyse liefert nur ein vorläufiges Ergebnis: Zur Bestätigung muss eine spezifischere Methode herangezogen werden, wobei die Gaschromatographie/ Massenspektrometrie (GC-MS) die bevorzugte Methode ist.
- Barbiturate, Derivate der Barbitursäure (Malonylharnstoff), sind sedierende Hypnotika mit dämpfender Wirkung auf das zentrale Nervensystem (ZNS).
- Als ZNS‑Depressiva werden sie nach ihrer Wirkdauer eingeteilt (ultrakurz, kurz, mittellang und lang). Barbiturate werden in der Medizin als Sedativa zur Linderung emotionaler Spannungen und Einschlafmittel sowie bei bestimmten Epilepsietypen eingesetzt, da sie die Anfallshäufigkeit durch Erhöhung der Anfallsschwelle mindern. Bei übermäßig hoher Dosierung kann es zur Beeinträchtigung der motorischen Koordination (Sprachstörungen, Gleichgewichtsverlust) und Wahrnehmungsstörungen (Fehleinschätzungen von Situationen und der eigenen Leistungsfähigkeit) sowie zu überschwänglicher Euphorie kommen. Eine Überdosis kann zu Stupor, Koma und zum Tod führen. Bei kombinierter Einnahme von Barbituraten und Alkohol, Opiaten oder anderen ZNS‑Depressiva kann es zu einer letalen, additiven Atemdepression kommen. Auch wenn ihr Nutzen als Sedativa und Hypnotika weitgehend durch die Benzodiazepine verdrängt wurde, spielen die Barbiturate weiterhin eine wichtige Rolle als Anästhetikum und Antikonvulsivum.
- Barbiturate werden am häufigsten oral eingenommen, können aber auch intravenös oder intramuskulär verabreicht werden. Nach oraler Einnahme werden sie im Magen rasch absorbiert und gelangen in die Blutbahn. Die Verteilung und Konzentration in den verschiedenen Geweben ist bei den einzelnen Barbituraten weitgehend von ihrer Fettlöslichkeit und ihren Proteinbindungseigenschaften abhängig; Fett und proteinreiche Gewebe akkumulieren die höchsten Konzentrationen.
- Die meisten Barbiturate werden in der Leber über Oxidation und Konjugation, Stickstoffdealkylierung, Stickstoffhydroxylierung und/oder Desulfuration der Thiobarbiturate abgebaut. Der Grad des Leberstoffwechsels ist vom jeweiligen Barbiturat abhängig. So wird z.B. Secobarbital umfassend zu einer Reihe pharmakologisch inaktiver Metaboliten oxidiert, während ein relativ hoher Prozentsatz von Phenobarbital und Barbital unverändert im Urin ausgeschieden wird.
- Die Ausscheidung der Barbiturate erfolgt in Form eines Gemisches aus aktiver Droge und Metabolit, deren Verhältnis und Konzentration vom jeweiligen Barbiturat abhängt.
Indikation
- Diagnostischer In-vitro-Test zum semiquantitativen Nachweis von Barbituraten.
Material
- 1 ml Urin
- Urinproben in sauberen Glas- oder Kunststoffbehältern sammeln.
- Frische Urinproben erfordern keine spezielle Handhabung oder Vorbehandlung, aber es sollte darauf geachtet werden, dass die pipettierten Proben frei von festen Bestandteilen sind.
- Der Proben-pH-Wert sollte im normalen physiologischen Bereich von 5‑8 liegen.
- Es sind keine Zusatzstoffe oder Konservierungsmittel erforderlich.
- Es wird empfohlen, die Urinproben bei 2‑8 °C zu lagern und innerhalb von 5 Tagen nach der Entnahme die Bestimmung durchzuführen.
Stabilität | |
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2-8°C | 5 Tage |
Referenzbereich
negativ
Cut-off: 200 ng/ml
Beurteilung der Ergebnisse
- Die Halbwertszeit ist stark substanzabhängig: Wenige Stunden bis mehrere Tage. Barbiturate mit kurzer bis mittlerer Halbwertszeit können im Serum 24-72 Stunden, die mit langer Halbwertszeit bis 7 Tage lang nachgewiesen werden.
Grenzen des Verfahrens
- Die Analyse liefert nur ein vorläufiges Ergebnis: Zur Bestätigung muss eine spezifischere Methode herangezogen werden, wobei die Gaschromatographie/ Massenspektrometrie (GC-MS) die bevorzugte Methode ist.
Weiterführende Untersuchungen
- Barbiturate im Serum
- Amylase im Urin bei Verdacht auf Manipulation der Urinprobe
Methode
Methodenbeschreibung
Der Test beruht auf der kinetischen Wechselwirkung von Mikropartikeln in einer Lösung (KIMS, kinetic interaction of microparticles in a solution) gemessen anhand der Veränderung der Lichtdurchlässigkeit. Bei einer analytfreien Probe binden lösliche Analytekonjugate an Antikörper gebundene Mikropartikel und es bilden sich Partikelaggregate. Enthält die Probe keinen Analyten, so führt die fortschreitende Aggregation zu einer Extinktionszunahme. Enthält die Probe den nachzuweisenden Analyten, so konkurriert dieser mit dem Analytderivatkonjugat um die an Mikropartikel gebundenen Antikörper. Der an den in der Probe enthaltenen Analyten gebundene Antikörper steht nicht mehr für die Partikelaggregation zur Verfügung. Dadurch wird die nachfolgende Partikelgitterbildung gehemmt. Bei einer analythaltigen Probe wird die Extinktionszunahme proportional zur Analytkonzentration in der Probe vermindert. Die Analytkonzentration der Probe wird bezogen auf den Messwert für eine bekannte Cutoff-Konzentration des Analyten ermittelt.
Literatur
- Herstellerangaben
- Thomas, Labor & Diagnose 2020
- Stand: 16.09.2020