Harnwegsinfektionen
Harnwegsinfektionen
Allgemeines
Infektionen der Harnwege zählen weltweit zu den häufigsten bakteriellen Infektionen, dabei sind überwiegend Frauen betroffen. Der kulturelle Erreger-Nachweis zählt zu dem mikrobiologischen Standardverfahren. Er ermöglicht eine Identifizierung und Empfindlichkeitsprüfung der Erreger und erlaubt damit eine rationale Therapieentscheidung. Der unnötige Einsatz von Antibiotika im Falle anderer Ursachen wird verhindert.
Die angezüchteten Mikroorganismen können dabei in 3 Kategorien unterteilt werden:
- typische uropathogene Erreger: Enterobacterales (E. coli, Klebsiella sp., Proteus sp., Morganella sp., Enterobacter sp., Citrobacter sp.) Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus saprophyticus, ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A und B
- potenziell uropathogene Erreger: Stapylococcus aureus, Enterokokken, Candida sp., Aerococcus urinae, Aerococcus sanguinicola, Corynebacterium urealyticum
- Kommensalen der urogenitalen Schleimhaut Flora
Indikation
Urinkulturen gehören bei allen symptomatischen Infektionen zur Basisdiagnostik.
Beifolgenden Indikationen ist eine kulturelle Urinuntersuchung angeraten:
- Fieber unklarer Genese
- Unklare Abdominal Beschwerden
- Flankenschmerzen
- Schwangerschaft
- Miktionsbeschwerden
- Makrohämaturie
- Vor und nach operativen Eingriffen im Bereich des Harntraktes
Material und Lagerung
- 2-10 ml Mittelstrahlurin
- 2-10 ml Einmalkatheter/ Dauerkatheter Urin
- 2-10ml Blasenpunktionsurin
Max. Lagerung 24h, gekühlt
Untersuchungsauftrag
- Keimzahl, Erreger und Resistenzbestimmung
- Eine Bestimmung der Leukozytenzahl und der Nachweis auf Hemmstoffe erfolgt bei geeignetem Material unaufgefordert
- Bei Verdacht auf Pilze dies bitte gesondert anfordern
Testhäufigkeit / Analysedauer
- Der kulturelle Ansatz erfolgt täglich
- Ein Endbefund erfolgt in der Regel nach 48h
Referenzbereich
Abhängig vom Material:
- Mittelstrahlurin und Einmalkatherterurin:
- mit einer Keimzahlen <10³ KBE/ml und fehlender Leukozyturie sprechen gegen eine Harnwegsinfektion
- Keimzahlen ab 104 KBE/ml mit Leukozyturie gelten als Infektionsnachweis
- Dauerkatheterurin:
- Keimzahlen > 10³ KBE/ml mit klinischen Symptomen gelten als Infektionsnachweis
- Blasenpunktionsurin:
- Bei sachgemäßer Entnahme gilt jeder Keimnachweis als möglicher Erreger
Methode
Grenzen des Verfahrens
- Folgende Fehler in der Präanalytik können zu „falsch“ niedrigen oder hohen Keimzahlen führen:
- Verstärkte Diurese
- Häufige Urinentleerung
- Vor der Abnahme begonnene Antibiotikatherapie
- Kontamination der Probe aufgrund fehlerhafter Gewinnung
- Nichteinhalten der Lagerungs- und Transportzeiten und -bedingungen
- Des Weiteren kann die Infektion durch nicht oder nur schwer anzüchtbare bakterielle Erreger (z.B. Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoeae, Mycoplasma hominis, …) ausgelöst worden sein
Weiterführende Untersuchungen
- Untersuchung auf Chlamydien ggf. Gonokokken mittels PCR
- Bei entsprechendem Verdacht auf Tuberkulose
- Untersuchung auf Mykoplasmen/Ureaplasmen
Meldepflicht
- Der Nachweis darmpathogener Erreger (Bsp. Salmonellen) ist nach §7 des IfSG meldepflichtig
Literatur und Arbeitsanweisungen
- MiQ 2 2020
- SA-MI-URIN Version G
- SA-MI-RES Version L
- SA-MI-GRAMN Version D
- SA-MI-GRAMP Version E